MTV Gross Lafferde

 
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125 Jahre MTV zwischen Wandel und Tradition

Vereinsleben 1918 und 1945 zweimal am Boden / Jubiläums-Festtag als Höhepunkt am 12.08.2017

 

Als im Juni 1892 21 junge Männer um den späteren 1. Vorsitzenden Richard Wagner im Gasthaus Wilhelm Burgdorff 81 (heute: Friseursalon Pöhlmann, Bierstraße 81) den Männer-Turn-Verein von 1892 Groß Lafferde e.V. gründeten, konnten sie nicht ahnen, dass für viele Groß Lafferder mit diesem Tag ein Lebensmittelpunkt entsteht. Dass unser Verein in diesem Jahr, 125 Jahre nach seiner Gründung, seinen Vereinsgeburtstag feiern kann, war alles andere als gewiss: Vor allem die beiden Weltkriege zerstörten das Vereinsleben und seine Strukturen. Großen ehrenamtlichen Einsatz von vielen hunderten engagierten Mitgliedern,

Gründungsort: Gasthaus Wilhelm Burgdorff 81 (1892)

Vorständen, Sponsoren und Freunden ermöglichten es, dass sich unser MTV von einem reinen Turnverein für Männer zu einem vielschichtigen, offenen und weit bekannten Verein weiterentwickeln konnte.

 

Die erste Epoche erlebte der MTV vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges von 1892 bis 1914. Im damaligen Kaiserreich unter Kaiser Wilhelm II. war das Leben alles andere als ein Vergnügen und geprägt von harter Arbeit. Um die Jahrhundertwende stand vor allem die Körperertüchtigung nach Turnvater Jahn mit Gymnastik, Geräteturnen, Leicht- und Schwerathletik auf dem Marktplatz und in den Turnsälen im Vordergrund. Nach mühsamen ersten Jahren – nach knapp zehn Monaten musste der Turnbetrieb vorübergehend mangels Beteiligung sogar eingestellt werden – etablierte sich der MTV mit der Zeit in Groß Lafferde.

Turnfest auf dem Marktplatz (1947)

Der erste Weltkrieg setzte dieser Entwicklung ein jähes Ende: So fiel das lange geplante Vereinswettturnen am 02.08.1914 aufgrund des Mobilmachungsbefehls vom Vortag aus.

 

1. Bezirksturnfest in Groß Lafferde (1920)

In die Zeit der Weimarer Republik fiel größtenteils die zweite Vereinsepoche: Von 1918 bis 1939 war das Vereinsangebot des MTV durch die Erweiterung des Jahn’schen Geists geprägt. Neben der klassischen Körperertüchtigung fanden zusätzlich Wanderungen, Tanz und Gesang, aber auch Mannschaftsturnspiele, wie beispielsweise Handball, Schlagball und Faustball Einzug in das Vereinsleben. Im Jahre 1919 sollte der erste große Wandel des MTV erfolgen: Fortan war es auch Frauen und später Mädchen möglich, Sport im MTV zu treiben.

Als ein weiteres Zeichen für den anhaltenden Erfolg des Sports in Groß Lafferde gilt die Einweihung des Sportplatzes im Jahr 1926. Der Marktplatz, auf dem bis dato auch der MTV alle Turnwettkämpfe und -übungen abhielt, war in einem schlechten Zustand und vollkommen überbelegt. Zwei Jahre später erreichten die Handballer auf dem neuen Sportplatz den bis dato größten Vereinserfolg: 1928 stiegen sie in die Gauklasse Hannover auf, die mit der heutigen Oberliga vergleichbar ist. Der Aufschwung der Turnbewegung in den 1930er Jahren führte auch beim MTV zu ansteigendem Zuspruch und steigenden Mitgliederzahlen. Während des zweiten Weltkriegs kam es zum praktischen Erliegen des Sportbetriebs.

 

Nach der Wiederzulassung des Sport- und Turnbetriebs durch die Militärregierung kam es 1946 zum Bedeutungswandel der Turnbewegung, die sich von der Körperertüchtigung zum Wettkampfsport entwickelte. Neben den bereits existierenden Turn- und Handballabteilungen kam 1953 die Tischtennisabteilung hinzu, 1983 wurde die Badmintonabteilung aufgenommen und 1988 die Tennisabteilung zusammen mit dem SV Teutonia gegründet. Die Weiterentwicklung des Vereins lässt sich nicht nur an neuen Abteilungen zu ablesen, auch die „Gründungsabteilung Turnen“ wandelte sich mit der Zeit grundlegend: Von der 1963 gegründeten Damen-Gymnastik sind im Laufe der Jahre viele neue Initiativen ausgegangen. Aus der ursprünglichen reinen Körperertüchtigung entstanden zeitgemäße Angebote, wie beispielsweise das Kinderturnen, Seniorengymnastik, Yoga oder auch der jahrzehntelange Dauerbrenner Aerobic. Mittlerweile werden diese Angebote heute zusätzlich durch Kurse im Fitness und Gesundheitssport ergänzt.

 

Schauturnen auf dem Saal im Vereinslokal Gasthaus "Zum Markt" (1956)

Einweihung der kleinen Turnhalle (20.05.1960)

Grundlage für den Wandel der Abteilungen und des gesamten Vereinslebens sollten immer wieder Änderungen in der Infrastruktur oder neue Ideen sein. Der bereits erwähnte Umzug vom Marktplatz auf den Sportplatz 1926 verschaffte dem MTV die erste große Möglichkeit sein Sportangebot auszubauen und mehr Menschen zu begeistern. Die zweite große Wende stellt der Bau (August 1959) und die Einweihung (1960) der Turnhalle in der Südstraße dar. Vielen Trainingsgruppen wurde der Umzug von den Sälen der Gaststätten und vom Sportplatz in die neue Turnhalle ermöglicht. Den wohl größten Meilenstein in der MTV-Geschichte stellt jedoch die Einweihung und Übergabe der Sporthalle „Am Lafferder Busch“ am 19.05.1983 dar. Sie bot dem gesamten Verein und insbesondere der Handballabteilung deutlich bessere Trainingsmöglichkeiten. Vorangegangen waren fünf Jahre mit aufopferungsvollem Engagement vieler Groß Lafferder: Hintergrund war die zähe Debatte

um den Sporthallen-Standort. 1978 sollte der Beginn der mehrjährigen Bauzeit des Umkleidetrakts der jetzigen Sporthalle in freiwilligen gemeinsamen Wochenendeinsätzen von MTV und SV Teutonia Groß Lafferde sein. Durch den Bau des großen Umkleidetrakts in Eigenleistung waren die Kosten des Sporthallenbaus für den Landkreis deutlich geringer als ein Komplettneubau an einem anderen Standort. Schlussendlich bekam Groß Lafferde den Zuschlag und die Sporthalle sollte ein wichtiger Grund für die gute Vereinsentwicklung sein.

 

125 Jahre nach seiner Gründung geht es dem MTV nicht nur sportlich sondern auch finanziell gut. Der Grundstein des sportlichen Erfolgs liegt sicherlich im Sporthallenbau, der des finanziellen auch in den Volksläufen der 1970er Jahren. Mit der Volkslauf-Abteilung sanierte der spätere 1. Vorsitzende Günther Buller die damals klamme Vereinskasse. Diese wurde jahrelang nur zahlungsfähig erhalten, indem Vorstandmitglieder immer wieder mit Geldspritzen aushalfen. Der Erfolg der Volksläufe und des Marathons ließen gerade in den ersten Jahren vielen Turnschwestern und Turnbrüdern Freudentränen in die Augen steigen,

Start des 1. Lahstedt-Marathons (1973)

waren die Volksläufe trotz des sehr großen Organisationsaufwands immer Erfolge.

 

2015 tätigte der MTV mit dem neu geschaffenen MTV-Treff eine weitreichende Investition in die Zukunft. Durch die Kündigung der damaligen Geschäftsstelle wurde der ehemalige Lebensmittelladen Schmidt im Mühlenweg in den MTV-Treff umgebaut. Neben der Geschäftsstelle bietet der MTV-Treff die Möglichkeit dort Kurse durchzuführen. Möglich ist hierdurch eine deutliche Ausweitung des Kurssystems im Fitness- und Gesundheitsbereich. Somit wird sich der MTV-Treff in die Liste der MTV-Meilensteine hinter dem Umzug auf dem Sportplatz 1926, der Einweihung der Turnhalle 1960 und dem Sporthallenbau 1983 einreihen.

 

125 Jahre bedeuten jedoch nicht nur Wandel in einem Sportverein. So wurde die tolle Entwicklung und Arbeit des Vereins immer wieder mit Erfolgen belohnt: Den ersten großen Erfolg in den Nachkriegsjahren erreichte Jungturnerin Hanna Baumgarten 1950 bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Lindau/Pfalz mit ihrem 6. Platz im Weitsprung. Weitere Erfolge sollten folgen. So war der MTV 1966 der erfolgreichste Landverein im Turnen bei den Leichtathletik-Kreismeisterschaften. Mit Hermann Baumgarten stellte der MTV den Bezirksmeister im Fünfkampf; Peter Reimann gewann die Landesmeisterschaft und erreichte zwei Kreisrekorde im Speer- und Vollballwurf. 1988 stieg die damalige Handball-MA-Jugend in die Oberliga auf, 1992 gewann die 1. Tischtennisherren den Bezirksligatitel und 2003 stieg die 1. Handballherren in die Verbandsliga auf. Seit 2010 erreicht die Jugendarbeit der Handballabteilung ihren absoluten Höhepunkt. Nach Jahren auf Kreisebene gelangen den MA-, MB-, MC- und WC-Jugenden zur Saison 2017/18 die vierfache Qualifikation zur Oberliga.

Urkunde von Hanna Baumgarten von der Deutschen Jugendmeisterschaft in Landau/Pfalz (1950)

 

Das MTV-Vereinsleben ist bei Weitem nicht nur von der sportlichen Seite geprägt. Gerade das große Engagement der MTVer führte immer wieder zu tollen Veranstaltungen: Erinnerungswert sind dabei unter anderem die vielen Freundschaftsspiele der Handballer gegen höherklassige, sogar Bundesliga- oder internationale Mannschaften sogar internationale Gegner. Los ging diese Serie mit zwei Freundschaftsspielen gegen die Reinickendorfer Füchse (heute: EHF-Pokalteilnehmer Füchse Berlin) 1959 und 1960. 1973 gelang sogar der Sensationssieg gegen den damaligen Bundesligisten PSV Hannover (27:25). 1990 spielte mit dem SKA Minsk die damals weltbeste Vereinsmannschaft am Lafferder Busch. 1998 gastierte die SG Wallau/Massenheim um die Spieler Martin Schwalb und Mike Fuhrig am Lafferder Busch und löste damit eine verlorene Wette von der Mannschaftsfahrt der 1. Herren pünktlich zum 75-jährigen Handballjubiläum ein. 2013 war der frisch gebackene Champions-League-Sieger HSV Hamburg mit ihrem Trainer Martin Schwalb unser Gast. Diese Tradition wird auch im 125. Jubiläumsjahr mit dem Spiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf weitergeführt. Diesen Spielen stehen die Erinnerungen an die regelmäßigen Besuche der Handball- und Tischtennisabteilung mit dem dänischen Sportverein Stefan Kopenhagen in nichts nach. Auch hier wurden neben den sportlichen Wettkämpfen die geselligen Aktivitäten untereinander großgeschrieben.

 

Das Aufleben einer Tradition - Start beim Volkslauf (2015)

In der aktuellen Gegenwart scheint es ein bisschen, als wenn der MTV Teile seiner eigenen Tradition wiederbelebt. So sind die Volksläufe seit 2015 fester Bestandteil im MTV-Kalender. Auch besinnt sich der MTV mit regelmäßigen Wanderungen wieder zu seinen Wurzeln zurück. Mit weiteren Angeboten wie der neuen Boule-Anlage und Kubb-Abenden rundet der MTV sein Angebot ab. Getreu dem Motto „Es muss Leben auf den Sportplatz“ bietet der MTV immer wieder die Möglichkeit, generationsübergreifend Kontakte zu pflegen und Spaß an der Bewegung und Geselligkeit zu haben.

 

Im Moment ist der MTV durch seine sehr gute Handballjugendarbeit und die Volksläufe wieder weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt. Es zeigt sich, dass der eingeschlagene Weg der Richtige ist. Nichtsdestotrotz bedarf es weiterhin des großen Engagements aller Helfer, Betreuer, Trainer und Vorstände in allen Abteilungen, dass sich der MTV auch in der Zukunft weiter wandeln kann ohne jedoch seine Herkunft und Tradition zu vergessen und am Bewährten festzuhalten. Um dieses umsetzen zu können, benötigen wir weiterhin kreative Ideen und vor allem die Unterstützung von Sponsoren und Spendern. Ein Beispiel hierfür ist der „Club 125“, in den wir Spender ab einer Spende von 25€ aufnehmen.

 

Schauturnen anlässlich des 100-jährigen Vereinsjubiläums (1992)

Zum 100-jährigen Jubiläum 1992 umriss unser Ehrenvorsitzender Karl Krusch die Zielsetzung des Vereins mit dem Fokus auf „Jugendarbeit, Breiten- und Leistungssport“. Zusätzlich ist es eines unserer Ziele, dass wir für alle aktiven und ehemaligen Sportler ein Bezugspunkt sein möchten. Gerade vor diesem Hintergrund sollen die geselligen Treffpunkte, wie unsere Wanderungen oder die Boule-Anlage, den sportlichen Aspekten in nichts nachstehen und vor allem generations- und sportartübergreifend für tolle Stunden

sorgen. Auch in Zukunft möchte der MTV weiterhin ein Mittelpunkt im Leben seiner Mitglieder sein. Hierfür braucht es viele engagierte Menschen, die den MTV mit der zeitlichen Entwicklung weiter selbstlos prägen, sodass auch in den kommenden Jahrzenten stolz und mit Freude auf die Tradition und das Erreichte, aber auch in die dann kommende Zukunft geblickt werden kann.

 

Der MTV dankt allen aktiven und ehemaligen Trainern, Betreuern, Funktionären, Organisatoren, Helfern und Sponsoren für 125 Jahre erfolgreiche Arbeit!