MTV Gross Lafferde

 
sporthalle | zur Startseite sporthalle | zur Startseite
 

Verrückt: Halle steigt in Bundesliga auf - aber weiß es lange nicht

„Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht.“ Selten passte diese Phrase besser auf irgendetwas als auf dieses Relegationsturnier im Jugendhandball. So erreichte die WA-Jugend des SV Union Halle-Neustadt (Sachsen-Anhalt) ihren großen Traum und stieg in die Bundesliga auf. Leider war die Mannschaft zu diesem Moment auf der B6 ungefähr zwischen Quedlinburg und Wernigerode und wusste lange nichts von ihrem großen Erfolg.

 

Aber der Reihe nach: Bereits zum vierten Mal in Folge nominierte der Deutsche Handballbund (DHB) den MTV Groß Lafferde als Ausrichter einer Relegationsrunde zur Jugendhandball-Bundesliga (JBLH). Die wiederholte Vergabe der Relegation nach Groß Lafferde sei „Ausdruck des Vertrauens des DHB in die Leistungsfähigkeit“ des MTV, schrieb Jens Schoof, Mitglied des Spielausschusses des DHB, im Vorwort des Bundesliga-Hallenhefts. Wie auch in den vergangenen Jahren organisierten die Groß Lafferder Handballer perfekte Rahmenbedingungen: Kaffee und Kuchen im Sportheim, Gegrilltes an der rot-weißen Bratwurstbude und Kaltgetränke am grünen Bierwagen. „Unser ganz großer Dank gilt den über 50 Helfern und insbesondere dem Organisationsteam: Dennis, Christoph, Bene, Tino, Fabi und Steffen – das war wieder top organisiert“, dankte der 1. Vorsitzende Andreas Winkler den vielen helfenden Händen nach dem Abbau.

 

„An beiden Tagen wurde richtig hochklassiger Jugendhandball am Lafferder Busch gezeigt“, war Handballwart Steffen Slabon nach den Turnieren begeistert. Auch die Stimmung war von allen Beteiligten bundesligareif. Volle Tribünen sorgten phasenweise für eine Stimmung wie im oft zitierten Hexenkessel und Anfeuerungsrufe wurden in schöner Regelmäßigkeit mit herrlichen Torerfolgen belohnt. Kurzum hatten beide Tage alles, was sich das Handballerherz wünscht: eine laut-emotionale Stimmung, ein faires Miteinander und Handball der Spitzenklasse.

 

Am ersten Relegationstag spielten vier Mannschaften der männlichen A-Jugend drei Direktaufsteiger in die JBLH aus. Erwartungsgemäß setzten sich der TV Oyten (Landkreis Verden), der BSV 93 Magdeburg, sowie die SG HC Bremen/Hastedt durch. Die Oytener Spieler um Trainer Thomas Cordes konnten bereits nach einem Sieg im ersten Spiel gegen den sachsen-anhaltinischen Landesmeister den Aufstieg bejubeln. Das hochklassige Spiel war durch temporeichen Handball, aber vor allem durch zwei bärenstarke Abwehrreihen geprägt: „So starke Abwehrreihen sieht man im Jugendhandball selten. Das war von beiden Seiten schon richtig gut“, ordnet HVN-Landestrainerin Christine Witte, die an beiden Tagen am Lafferder Busch den Nachwuchshandballern zuschaute, das erste Spiel ein. Magdeburg und Bremen zogen mit Siegen gegen die HC Elbflorenz Dresden nach. Die unterlegenden sächsischen Landeshauptstädter haben am kommenden Wochenende die Chance, mit einem Sieg in die Bundesliga aufzusteigen. Austragungsort dieser Relegationsrunde ist die hochmoderne Dresdener Ballsportarena – ihres Zeichens die erste Sporthalle der Welt mit einem Glasboden und LED-animierten Hallenlinien.

 

Die deutlich spannendere Aufstiegsrunde war die der weiblichen A-Jugend am Sonntag. Hier stieg von den vier Mannschaften nur der Erstplatzierte auf. Platz 2 und 3 qualifizieren sich für die bundesweite Quali und der Vierte spielt in der kommenden Saison auf Landesebene. Den unglücklichen vierten Platz belegten mit insgesamt drei Niederlagen die Spielerinnen des SV Werder Bremen. Die Belegung der anderen drei Plätze war hingegen spannend bis zum Schluss und hing maßgeblich vom Ausgang des letzten Spiels zwischen der HSG Nienburg und der SG Rödertal/Radeberg ab.

 

Am Ende war wirklich alles möglich: Bei einem Sieg der SG Rödertal/Radeberg oder einem Unentschieden wäre diese mit 6:0 bzw. 5:1 Punkten aufgestiegen. Bei einem Sieg der HSG Nienburg hätten indes sowohl die Wildcats des SV Union Halle-Neustadt, die Nienburgerinnen und die Rödertalbienen jeweils 4:2 Punkten. In diesem Fall wäre die SG Rödertal/Radeberg aufgrund der schlechteren Tordifferenz nicht aufgestiegen und die Aufstiegsfrage wäre vom Endstand des letztens Spiels abhängig. Die Konstellation war ziemlich kompliziert und ließen Organisatoren und Zuschauer erst einmal ihre Rechenschieber herausholen. Dieser ergab, dass bei einem Nienburger Sieg mit sechs oder mehr Toren Differenz die Nienburgerinnen die strahlenden Aufsteiger wären. Bei einem Sieg mit vier oder weniger Toren wären indes der SV Union Halle-Neustadt die Bundesligaaufsteiger. Bei einem Fünf-Tore-Sieg der Nienburgerinnen wäre es auf den exakten Endstand angekommen – die „absolute Krönung“ wäre ein 21:16-Sieg für die HSG Nienburg gewesen. In diesem Fall wäre ein Entscheidungsspiel zwischen der HSG Nienburg und dem SV Union Halle-Neustadt, der zu diesem Zeitpunkt bereits abgereist war, notwendig gewesen.

 

Mit diesem Hintergrundwissen sah es lange so aus, als wenn die SG Rödertal/Radeberg den Aufstieg souverän eintütet. So führten die Sächsinnen lange mit einem beruhigenden Torpolster. Der SV Union Halle-Neustadt war da schon lange hinter den Groß Lafferder Dorfgrenzen verschwunden und freute sich über die Qualifikation zur dritten Relegationrunde. Doch die Nienburgerinnen ließen nicht locker und drehten in den letzten Minuten das Spiel und gewannen am Ende mit 22:21.

 

Enttäuschte Gesichter bei den Rödertalbienen, unschlüssige Mienen bei den Niedersächsinnen und mutmaßlich erwartungsvolle Blicke auf die Ankunftsprognose des Navigationssystems bei den Spielerinnen aus Halle. Dass sie zu diesem Moment in die Bundesliga aufgestiegen sind, war anscheinend keinem bewusst. So wurde auf der Wildcats-Facebookseite ausgiebig der Einzug in die bundesweite Relegationsrunde gefeiert, ehe vom MTV-Facebookaccount mit dem „kleinen Tipp: Ihr seid aufgestiegen“ die überraschende Kunde des Bundesligaaufstiegs an die Saale geschickt wurde und die Hallenserinnen sich ihres Bundesliga-Aufstiegs auf der B6 bewusstwurden.

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Mo, 04. Juni 2018

Bild zur Meldung

Weitere Meldungen